Im
vorhergehenden Beitrag
habe ich ein paar ergänzende Anmerkungen zu einem Spiegel-Artikeln mit
einer Einführung in das Thema Email-Verschlüsselung gemacht. Heute
möchte ich näher auf Feinheiten eingehen, die die Benutzung von
Verschlüsselung für alle Beteiligten "schöner", weil komfortabler,
machen. Dazu ist es allerdings erforderlich, die
Experten-Einstellungen zu aktivieren. Dies erreichen Sie, indem Sie
das Untermenue "OpenPGP->Eigenschaften" öffnen und auf den
entsprechenden Knopf unten links drücken. Die folgenden beiden Bilder
illustrieren dies:
Zuerst muß man "Preferences" ("Eigenschaften"?) auswählen, woraufhin dieser Dialog erscheint:
Links unten sieht man einen Knopf, mit dem die oben eingekreisten
Reiter an- und ausgeschaltet werden können. Dementsprechend sind auch
in den nachfolgend erwähnten Menues manche Punkte sichtbar, oder eben
nicht. Für unsere Zwecke müssen die erweiterten Einstellungen
aktiviert sein.
Nach diesen Vorbereitungen möchte ich anhand einiger Bilder die
praktische Benutzung zeigen, um danach ein wenig Theorie ausbreiten.
1. Einfachster Fall: Auswahl beim Senden einer Nachricht
Wenn man vor dem Senden einer Nachricht in dem Fenster, wo man die
Nachricht verfaßt, auf das OpenPGP-Menü drückt, erscheint ein kleines
Popup-Menü, in dem ich zwei Punkte markiert habe:
Bei Punkt 1 kann man für diese Nachricht auswählen, ob sie im
PGP/MIME-Format gesendet werden soll, oder ob sie unstrukturiert sein
soll. Der Punkt 2 dient dazu, eine etwaige Regel, die dem
entgegensteht, außer Kraft zu setzen. Dabei handelt es sich um eine
Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf die Fähigkeiten des Empfängers.
Das müßte man bei jeder Nachricht tun, daher stellen wir das jetzt
dauerhaft richtig ein:
2. Verwendung von Regeln:
Wenn man im Hauptfenster von Thunderbird auf den OpenPGP-Knopf drückt,
klappt ein Menue mit verschiedenen Einstellmöglichkeiten auf, wo man
dann Regeln festlegen kann:
Wenn man den ausgewählten Eintrag anklickt, erscheint folgendes
Untermenue (ich habe dort schon einmal auf "Add" geklickt, um eine
Regel hinzuzufügen - der entsprechende Dialog liegt vorne links auf
dem Fenster mit den Regeln:
Wichtig ist das Fenster vorne links:
Oben kann man Adressen oder Adreßmuster eingeben. Falls man zum
Beispiel weiß, daß die Firma XY, mit der man dauernd kommuniziert,
Thunderbird oder
Mutt einsetzt, dann kann man dort oben als
Adresse @XY.com
angeben und so die Einstellungen für
alle Mitarbeiter dieser Firma auf einmal vornehmen. Man muß
dementsperchend natürlich "Adresse endet mit" statt "genaue
Übereinstimmung" auswählen.
Danach wählt man beispielsweise aus, welche(n) Schlüssel man verwenden
möchte. Wenn der Empfänger beispielsweise einen unternehmensweiten
Schlüssel nutzt, der etwa "kontakt@firma.de" heißt, man aber die
Nachricht an "buchhaltung@firma.de" schicken will, dann findet GnuPG
den Schlüssel nicht, weil es nach "kontakt@firma.de" sucht. In diesem
Fenster kann man angeben, daß der richtige Schlüssel der mit der
Kennung "kontakt@firma.de" wäre (man muß eine Schlüssel-ID eintragen -
bei mir wäre das etwa 0x8A0A48874687AF4F).
Zu guter Letzt kann man einstellen, wie man es mit der Verschlüsselung
halten will. Ich habe einmal alle drei Optionen ausgewählt, ohne, daß
dies einen praktischen Sinn ergäbe.
Frage 1 bedeutet, ob man seine Nachrichten an diese(n) Empfänger
digital signieren will. Digital signierte Nachrichten sind nicht
fälschbar - der Empfänger kann genau feststellen, ob die Nachricht
manipuliert wurde, und außerdem, wann sie signiert wurde. Im
Zusammenhang mit NTP, dem Zeitdienst im Internet, kann man damit schon
sehr gut nachweisen, was man wann geschrieben hat.
Bei der Frage 2 geht es darum, ob man die Nachricht verschlüsseln
will. Verschlüsselung ist der Mechanismus, der es fremden Leuten sehr
schwer (unmöglich?) macht, Ihre Nachricht zu lesen.
Bei der letzten Frage geht es darum, ob PGP/MIME eingesetzt werden
soll. Hier kann man für entsprechend ausgestattete Empfänger gerne
"Immer" ("Always") auswählen und so sowohl sich als auch dem Empfänger
das Leben leichter machen.
Nun zur Theorie:
1. PGP/MIME
Mit OpenPGP verschlüsselte Emails können in zwei Formen auftreten:
Einmal können sie wie eine normale Email aussehen, außer, daß der
Inhalt für Personen, die nicht im Besitz des richtigen privaten
Schlüssels sind, quasi unlesbar sind. Hier ist ein Beispiel aus einer
Email, die ich irgendwann erhalten habe:
-----BEGIN PGP MESSAGE-----
Charset: ISO-8859-1
Version: GnuPG v1.4.9 (GNU/Linux)
Comment: Using GnuPG with Mozilla - http://enigmail.mozdev.org/
hQEOA+A4iEELHotAEAP/S3AzliIhaqaTOg75ZGLB12zsdA11RFmpzi11JCS1QUZ
...
Hier stehen viele derartige Zeilen, dann geht die
Email ihrem Ende entgegen:
...
1zMRtSr8Dz7Wekauweykawkjey2i12lzsdeW9M4o3BlOb4zvc7yts1XIN
/2QW9zhc21juBY7QE/Q=
=YsfR
-----END PGP MESSAGE-----
Die Nachricht besteht aus dem Bereich zwischen den Zeilen mit "BEGIN
PGP MESSAGE" und "END PGP MESSAGE". Bis hierhin dürfte das nicht
überraschen. Als Typ der Email sehen wir:
Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1
(Sie können derartige Zeilen sehen, wenn Sie sich zu Ihrer Email "alle
Kopfzeilen" - die Bezeichnung variiert von Email-Programm zu
Email-Programm - anzeigen lassen.)
Das bedeutet, daß der Inhalt der Email nur aus einem Textblock
besteht. Doch schon vor vielen Jahren kamen Leute auf die Idee, daß
man ja auch beispielsweise Dateien per Email versenden könnte, und
haben dazu das MIME-Format ersonnen, das es Ihnen ermöglicht, etwa
Bilder oder Kalkulationen per Email zu verschicken. Das geht natürlich
auch verschlüsselt, vorausgesetzt, Ihr Kommunikationspartner verwendet
ein taugliches Programm (mehr dazu weiter unten). Naheliegenderweise
nennt man das Format für verschlüsselte strukturierte Emails denn auch
PGP/MIME. Damit hat man dann alle Möglichkeiten normaler Emails,
ohne auf Verschlüsselung verzichten zu müssen. Und so sieht dann eine
Email im PGP/MIME-Format aus:
Zuerst die "Typenbezeichnung" aus dem Kopf der Email:
Content-Type: multipart/encrypted; protocol="application/pgp-encrypted";
boundary="23yaksdalwse21X3"
Der Inhalt besteht nun aus einem verschlüsselten Block, der die
strukturierte Nachricht enthält:
--23yaksdalwse21X3
Content-Type: application/pgp-encrypted
Content-Disposition: attachment
Version: 1
--23yaksdalwse21X3
Content-Type: application/octet-stream
Content-Disposition: attachment; filename="msg.asc"
-----BEGIN PGP MESSAGE-----
Version: GnuPG v1.4.12 (GNU/Linux)
hQEOAyl2394e873pe482xajsdasdbKbRoee2CjZh9ajsdzxASDEKLWHelakjewhb
P3VSDAASLKIDUl.xdlka28w[2016PZf/0m1*1lasdh9a8yasdakjehl2e4387UzJ
...
23v23409ew0r8fsdkjfcs/ldkfhlksjyer5li435rlwksehflrikuqRS
=owxY
-----END PGP MESSAGE-----
--23yaksdalwse21X3--
Da derartige MIME-Blöcke beliebig tief geschachtelt sein können, kann man alles
in den verschlüsselten Container hineinpacken, was einem beliebt, und so etwa
die wertvollen Kalkulationsdaten vor dem ein oder anderen neugierigen Auge
verbergen - da es ja auch gar nicht weiß, daß diese in der Email enthalten
sind, wenn man sowieso grundsätzlich alles verschlüsselt und so das Rauschen
erhöht.
2. Empfänger mit Outlook etc,
Es gibt eine Reihe von Emailprogrammen, allen voran Outlook, Outlook-Express
und Lotus Notes, die partout kein PGP/MIME verstehen wollen. Das hat
ausschließlich firmenpolitische, aber keine technischen Gründe - viele
Email-Programe können seit mehr als 10 Jahren mit PGP/MIME umgehen, das Problem
müßte also eigentlich nicht existieren.
Was kann man tun, wenn man mit solchen Leuten zusammenarbeiten muß:
-
Erstellen Sie ggfs. eine Regel (siehe oben), daß Sie diesen Leuten keine
Emails in "flacher" Form zusenden. Um die sichere Übertragung von Dateien
müssen Sie sich dann von Hand kümmern - etwa, indem Sie die Dateien von Hand
auf der einen Seite ver- und auf der anderen Seite entschlüsseln. Das ist
umständlich und fehlerbehaftet, aber besser als nichts.
-
Wirken Sie auf diese Leute ein, sich einmal mit dem alternativen oder
zusätzlichen Einsatz von PGP/MIME-tauglichen Programmen, oder wenigstens auf
die Entwicklung entsprechender Plugins, soweit möglich, hinwirken.